Wien droht Klimaziele krachend zu verfehlen

Landtagsabgeordnete
Sprecherin für Mobilität und Planung
„Wenn ich meine Schüler:innen frage „Wie schaut eure ideale Stadt aus?“, dann fordert niemand Parkplätze und Autobahnen.“
Dein großes Anliegen ist die gerechte Verteilung des öffentlichen Raums in Städten. Was sind dabei die größten Herausforderungen?
In Wien stehen 65 Prozent der Verkehrsflächen dem Kfz-Verkehr zur Verfügung, obwohl nur 27 Prozent der Wege in Wien per Auto zurückgelegt werden. Damit bleiben für den Öffentlichen Verkehr, Gehen und Radfahren lediglich 35 Prozent übrig. Das ist ungerecht und gehört geändert. Wie bei jeder Umverteilung gibt es Widerstand. Dabei gewinnt die große Mehrheit, denn eine Stadt mit weniger Parkplätzen im öffentlichen Raum ist ruhiger, sauberer und schafft Platz für Zu Fuß gehen und ÖFFIs. Ein gibt kein Recht darauf, seinen Privatbesitz für €0,30 pro Tag auf Wiens Straßen zu deponieren.
Der Bürgermeister der spanischen Stadt Pontevedra, sagte vollkommen richtig, „Es ist nicht meine Pflicht als Bürgermeister dafür zu sorgen, dass Sie einen Parkplatz haben. Es wäre, als würden Sie eine Kuh oder einen Kühlschrank kaufen und mich dann fragen, wo Sie das hinstellen sollen.“
Als Lehrerin: Ist Umweltschutz in der Schule ein Thema?
Wenn ich meine Schüler*innen frage „Wie schaut eure ideale Stadt aus?“, dann fordert niemand Parkplätze und Autobahnen. Junge Menschen wünschen sich Grünräume, öffentliche Sportplätze und konsumfreie Orte, wo sie ihre Freizeit mit Gleichaltrigen verbringen können. Sie wünschen sich sichere Wege, wo sie mit Rädern und Scootern dahinflitzen können und eine heile Umwelt.
Warum bist du Politikerin geworden?
Als Initiatorin und Sprecherin einer Bürgerinitiative in der Donaucity/Donaustadt war ich sehr umtriebig, viel in den Medien und goschert. Es ging um den nächtlichen Diskolärm von der Copa Beach, die teilweise gefährlichen Windböen und den Lärm von der A22. So wurden die Grünen auf mich aufmerksam, das war 2009. Ich dachte damals, ich probiere mal eine andere Art, um Verbesserungen für die Lebensqualität der Leute zu erreichen.
Ist es manchmal auch frustrierend?
Ja, weil oft die besten Ideen nicht umgesetzt werden, auch weil die Initiative von den Grünen kommt. Außerdem, es geht alles sooo langsam, selbst Miniprojekte wie ein paar Radabstellanlagen können 5 Jahre dauern. Die Zeit haben wir aber bei der größten Herausforderung des 21. Jahrhunderts, dem Klimaschutz, nicht.
Warum macht es Spaß, Politikerin zu sein?
Ich liebe es wirklich neue Menschen kennenzulernen, auf sie zuzugehen. Es interessiert mich wie sie die Welt sehen und natürlich möchte ich andere für Grüne Politik gewinnen, weil ich felsenfest davon überzeugt bin, dass unsere Ideen zukunftsträchtig sind.
In der Politik muss man Kompromisse schließen, fällt dir das schwer?
Kompromisse sind das tägliche Brot der Politik, auch für große Parteien. Natürlich brennen wir alle für unsere besonderen Themen. Manchmal fällt ein Kompromiss leicht, manches geht gar nicht. Ich könnte zum Beispiel nie und nimmer dem Bau des Lobautunnels zustimmen.
Was wolltest du als Kind werden?
Als Kind vielleicht noch nicht, aber ich wusste sehr früh, dass ich Lehrerin werden will. Ich liebe den Job bis heute, es gab keinen Tag, an dem ich widerstrebend in die Schule loszog, obwohl mir das frühe Aufstehen nie leichtfiel. Selbst jetzt unterrichte ich noch 6 Stunden, einfach weil ichs „brauche“.
Auch wenn es schon oft gesagt wurde: Es ist die Klimakrise, die soziale Ungerechtigkeit, die Stadt der Zukunft. Es ziehen weltweit immer mehr Menschen in die Städte. Wie müssen diese gestaltet/geplant sein, um möglichst allen ein angenehmes Leben bieten zu können?
Was sind die drei großartigsten Dinge, die wir aus New York, London, Paris, Barcelona, Belgrad, Berlin oder aus einer anderen Metropole dringend nach Wien bringen müssen?
Aus New York: Die Buntheit.
Aus London: Die Citymaut.
Aus Barcelona: Die Super-Blocks.
Paris hat Unmengen von Parkplätzen aus dem öffentlichen Raum verbannt und sichere Radwege errichtet.
Berlin hat keine Sperrstunde.
Private PKWs stehen grundsätzlich nicht mehr im öffentlichen Raum, sondern in Garagen. Möglichst viel Straßen sind mit Bäumen beschattet, es sind attraktive Räume, wo Menschen sich gerne aufhalten und zusammenkommen.
Welche Hobbies hast du?
Ich reise sehr gerne an Orte, die sich nicht viele als Reiseziel wählen, zB driftete ich im Sommer 2021 mit öffentlichen Bussen durch diverse Balkanstaaten, Moldawien und Transnistrien. Dort steigen sich die Touristen nicht auf die Zehen. Und an der Alten Donau spazieren gehen und Zeugs „ausmisten“.
Deine Lieblingsbuchhandlung?
Seeseiten in der Seestadt.
Dein Lieblingslokal:
Vietthao am Karlsplatz. Ich weiß nicht wie oft ich dort schon mein Lieblingsgericht, eine Phở gegessen habe. Sowohl das Essen als auch das Service waren immer hervorragend.
Worüber kannst du lachen?
Es ist nicht so über was, sondern mit wem. Es gibt ein paar Freunde, die bringen mich fast immer zum Lachen, einfach durch ihre Art.
Sprecherin für Mobilität und Planung
AHS-Lehrerin