Wohnungslosigkeit in Wien beenden

Foto einer obdachlosen Person, die in einen blauen Schlafsack gehüllt auf dem Boden schläft

Wir präsentieren einen 6-Punkte-Plan, mit dem Wien zur ersten europäischen Metropole werden kann, die Wohnungslosigkeit beendet.

Wohnen in Wien ist in den letzten Jahren immer teurer geworden. Das hat auch Auswirkungen auf die Wohnungslosigkeit. Im Jahr 2022 waren 11.275 Menschen in Wien wohnungs- und obdachlos gemeldet. Die Zahl der Delogierungen steigt. Und auch im öffentlichen Raum schlafen Menschen vermehrt auf der Straße oder in Parks.

Das alles muss nicht so sein. Denn Wien hat die besten Voraussetzungen die Wohnungslosigkeit zu beenden. Der Anteil des sozialen Wohnbaus ist in keiner anderen europäischen Stadt so groß und die Wiener Wohnungslosenhilfe ist professionell und breit aufgestellt.

Wohnungslosigkeit in Wien 

11.275 Menschen in Wien waren 2022 wohnungslos- und obdachlos gemeldet (neuere Daten gibt es noch nicht). Auch die Delogierungen steigen wieder an und erreichen ein Niveau wie im Hoch des Jahres 2018. 

Prinzipiell hat Wien eine gut funktionierende Wohnungslosenhilfe, engagierte Mitarbeiter:innen und Organisationen und eine fortschrittliche strategische Ausrichtung auf Housing First („Wohnen zuerst“). In einem nächsten Schritt braucht es aber mehr leistbare Wohnungen, um das Housing-First-Konzept konsequent umsetzen zu können. 

Grüner 6-Punkte-Plan zur Beendigung der Wohnungslosigkeit in Wien

Um Wohnungslosigkeit in Wien zu beenden, braucht es eine gemeinsame Strategie der zuständigen Stellen in der Stadt. Die Prävention und Beendigung von Wohnungslosigkeit ist nicht nur eine Aufgabe des Fonds Soziales Wien, sondern muss von Sozial-, Wohn- und Planungsressort gemeinsam getragen werden.

Die nötigen Wohnungen sollen durch verbindliche Quoten aus den verschiedenen Segmenten des Wohnungsmarktes (kommunal, gefördert und privat) kommen:

  • Bestehende Wohnungen für Housing First: Aus freiwerdenden Wohnungen soll eine Quote aus kommunalem Wohnbau und ausfinanzierten geförderten Wohnungen zum Angebot beitragen.
  • Neue Wohnungen für Housing First: Im Neubau können bestehende Instrumente zur Festlegung von verpflichtenden Quoten genutzt werden, wie etwa Wohnbauförderungsrichtlinien, Bauträgerwettbewerbe oder städtebauliche Verträge. 
  • 2.500 neue Gemeindewohungen pro Jahr: Um den Anteil des Gemeindebaus trotz Wachstum der Stadt zu halten, braucht es jährlich mindestens 2.500 neue Gemeindewohnungen. 
  • 5.000 neue gemeinnützige Wohnungen pro Jahr: Das Wohnbauressort muss die Wohnbaufördergelder wieder zweckgebunden für sozialen Wohnbau einsetzen. 630 Millionen an Einnahmen für Wohnbauförderung wurden 2020-22 nicht für die Wohnbauförderung verwendet. 
  • Vorrang für sozialen Wohnbau bei der Widmung: Das Planungsressort muss dem sozialen Wohnbau den Vorrang einräumen und ausreichend Fläche bereitstellen.
  • Einführung einer Leerstandsabgabe: Zehntausende Wohnungen stehen in Wien leer. Die Bundesländer haben die volle Kompetenz für eine Leerstandsabgabe übertragen bekommen – jetzt gibt es keine Ausreden mehr. 
  • Städtische Wohnungsplattform: Analog zu den Projekten “Sicher Vermieten” in Vorarlberg und Tirol soll Eigentümer:innen die Leerstandsabgabe erlassen werden, wenn diese ihre Wohnungen über eine städtische Plattform vermieten lassen. Ein Drittel dieser Wohnungen soll der Wohnungslosenhilfe zur Verfügung gestellt werden. Soziale Einrichtungen sollen hier eingebunden werden.
  • Vereinfachung der Wohnkostenunterstützung: Die Zusammenführung von Wohn- und Mietbeihilfe zu einem einheitlichen Wohngeld stellt sicher, dass niemand mehr als 1/4 des Haushaltseinkommens für eine angemessene Wohnung ausgeben muss.
  • Ausbau der Wohnbeihilfe für Menschen in Ausbildung wie Lehrlinge, Studierende oder Menschen in Umschulungsphasen.
  • Prävention ab dem ersten Mietrückstand: In Mietverträgen soll künftig geregelt werden, dass Hausverwaltungen ab einem Mietrückstand über einer Monatsmiete eine soziale Delogierungsberatung für Mieter:innen beiziehen können. Die Stadt soll die Ausweitung der Delogierungsberatung finanzieren und mit einem Gütesiegel “Soziale Hausverwaltung” jene Hausverwaltungen auszeichnen, die bereit sind, mitzumachen.
  • Delogierungen wegen Mietrückstand im Gemeindebau reduzieren: 2023 wurden im Gemeindebau 748 Haushalte wegen Nichtzahlung des Mietzinses delogiert. Statt auf Delogierungen soll auf gelindere Mittel zurückgegriffen werden.
  • Niemand soll auf der Straße schlafen müssen: Für Menschen ohne sozial-rechtliche Ansprüche muss die Sozial- und Rückkehrberatung durch eine ganzjährige Notversorgung ergänzt werden. Aktuell deckt das Winterpaket nur den Zeitraum zwischen Anfang November und Ende April ab. Die Notversorgung soll außerdem ganztägig angeboten werden.
  • Psychische Versorgung: Es braucht eine aufsuchende und niederschwellige psychosoziale Versorgung für Obdachlose im öffentlichen Raum. Die Stadt Wien ist hier gefordert, die nötigen Ressourcen für einen Ausbau zur Verfügung zu stellen.
  • Europäische Sozialstandards: Die Stadt Wien muss sich für europäische Sozial-Standards einsetzen. Nur die Abschaffung der sozialen Ungleichbehandlung von Unionsbürger:innen kann das Problem fehlender sozialrechtlicher Ansprüche langfristig lösen.
Illustratioin eines Hauses in der Nacht mit nur einem beleuchteten Fenster

Das Grüne Modell für eine Wiener Leerstandsabgabe

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