Wienfluss Renaturieren

Visualisierung des renaturierten Wienflusses von der Kennedybrücke Richtung Westen.

Grüne Oase
Wienfluss

Seit 30 Jahren gibt es Pläne zur Renaturierung des Wienflusses vom Donaukanal zum Wienerwald. Umgesetzt wurde davon bisher nur ein kleiner Teil. In der fortschreitenden Klimakrise mit immer heißeren Sommern ist es höchste Zeit, den Wienfluss zu renaturieren und zum kühlen Erholungsraum zu machen. Das ist unsere Vision einer Wienfluss-Oase mitten in der Stadt.

Der Wienfluss:
Vom Kanal zum Erholungsraum

Im dicht bebauten Stadtgebiet ist der Wienfluss heute vielerorts schwer zugänglich, kaum sichtbar und oft auch nicht mehr als Fluss wahrnehmbar. Mit der Ende des 19. Jahrhunderts notwendigen Hochwasser-Regulierung wurde der Wienfluss immer weiter zurückgedrängt.

Klimaerhitzung und Artensterben zählen zu den größten Herausforderungen unserer Zeit. Wir wollen den Wienfluss deshalb aus seinem Dornröschenschlaf holen. Eine wichtige Grundvoraussetzung dafür ist der Ausbau des Wiental-Kanals bis 2028: Bei Hochwasserereignissen gelangen dann keine Kanalabwässer mehr in den Wienfluss und er kann naturnah rückgebaut werden.

Wenn der Wienfluss immer klares Wasser mit erstklassiger Qualität führt, wäre es eine vergebene Chance, ihn einbetoniert als unattraktiven Kanal vor sich hinsiechen zu lassen – vielmehr ist die Bahn frei für einen Wienfluss als Natur- und Erholungsraum für Menschen, Pflanzen und Tiere. Entlang des Flusses kann zudem eine attraktive Radstrecke geschaffen werden.

„Gerade in Zeiten der Klimakrise bietet der Wienfluss eine große Chance für eine verbesserte Lebensqualität in unserer Stadt. Davon profitieren nicht nur die Bewohner:innen der acht Anrainerbezirke, sondern das gesamte Stadtklima. Wien hat mit dem Wienfluss ein ökologisches Geschenk, das mitten durch die Stadt fließt.“

Beitragsbild Peter Kraus Peter Kraus Stadtrat, Parteivorsitzender

Graue Wüste oder Grüne Oase?

Visualisierung renaturierter Wienfluss von Kennedybrücke Richtung Westen
Wienfluss von Kennedybrücke Richtung Westen

So könnte der Wienfluss renaturiert werden

Wienfluss renaturieren

Mit umfassender Begrünung, Neupflanzung von Sträuchern, neuen Uferterrassen und Liegeflächen entsteht nicht nur ein attraktives Naherholungsgebiet. Eine Renaturierung bringt auch eine Kaltluftschneise, die für hunderttausende Bewohner:innen spürbare Abkühlung bedeutet.

Ein lebendiger Wienfluss verbindet den Wienerwald wieder mit der Donau – dutzende Arten können hier ihren Lebensraum finden. Schon heute finden sich im bereits renaturierten Teil des Wienflusses mehrere Fischarten und über 60 Arten von Insekten, Schnecken und Krebsen. Mit einem naturnah rückgebauten Wienfluss könnten Fische wieder vom Donaukanal in den oberen Wienfluss aufsteigen und ihn besiedeln.

Unsere Vision für den Wienfluss

  • Durchgängige Renaturierung von Auhof bis Donaukanal: Wiederherstellung der Natur durch Strukturierung des Bachlaufs und Bepflanzung. Durch die Begrünung und Abkühlung wird die Kaltluftschneise bis in den ersten Bezirk unterstützt.
  • Schaffung eines Naherholungsraumes für die Wiener:innen. Der Wienfluss wird als naturnaher Bach wieder erlebbar. Attraktive Sitz- und Ruhebereiche: Uferterrassen und Liegeflächen, Größere Strauchweiden bieten immer wieder Schatten. Ein Erholungsraum für Menschen, die sich keinen Urlaub im Grünen leisten können.
  • Natur- und Artenschutz in der Stadt: Durch die Strukturierung des Wasserlaufs bilden sich Lebensräume für verschiedene Lebewesen. Die Schwellen, die aktuell den Fischaufstieg verunmöglichen, werden durch flachere, überwindbare Rampen ersetzt. Die ursprüngliche Funktion des Wienflusses als natürliche Verbindung zwischen Donau und Wienerwald und seinen Bächen wird wiederhergestellt und Tiere können wieder entlangwandern. Der Wienfluss kann zig Pflanzen- und Tierarten wie z.B. Flusskrebsen, Bachforellen oder Libellen wieder einen Lebensraum bieten. Das würde die Biodiversität in Wien deutlich erhöhen.
  • Fußweg und Radweg von Auhof bis Naschmarkt (bei Platzmangel an den Stützmauern) mit regelmäßigen Rampen. Über zehn Kilometer kreuzungsfreies, sicheres Radfahren machen das Pendeln mit dem Rad und das Zufußgehen reizvoller. Der mühsame Slalom entlang des Wientals zwischen stark befahrenen Straßen wird beendet.

„Die Klimakrise erfordert neben Maßnahmen zur Abkühlung in der Stadt auch mehr Mut für eine Mobilitätswende. Nutzen wir den Wienfluss für einen durchgängigen Fuß- und Radweg vom Zentrum bis zum Wienerwald. Über zehn Kilometer kreuzungsfreies, sicheres Radfahren wäre schon bald möglich und würde das Pendeln mit dem Rad attraktiver machen.“

Kilian Stark max Kilian Stark Landtagsabgeordneter, Sprecher für Mobilität und Planung

Das bringt die Wienfluss-Renaturierung

  • Niederschwelliger Zugang zu weiteren 7,5 Kilometern begrüntem Naherholungsbereich am Wienfluss
  • Mehr Lebensqualität für erholungssuchende Menschen in den acht angrenzenden Bezirken
  • Abkühlung in der Klimakrise: Eine Kaltluftschneise bis zum Naschmarkt und verbessertes Mikroklima im gesamten Wiental. Dadurch ergibt sich auch eine stärkere Kühlwirkung für die Innenstadt.
  • Biotope für unzählige Pflanzen und Tierarten am Fluss. Fische können wieder vom Donaukanal in den Wienfluss aufsteigen.
  • Weitere 4,5 Kilometer sicherer, kreuzungsfreier Radweg. Das ermöglicht schnelleres Pendeln und sicheres Radeln für Kinder und Familien aus dem Westen Wiens.

FAQ zur Wienfluss-Oase

Hochwasserschutz und Renaturierung schließen sich nicht aus. Es hat sich beim sogenannten 1000-jährlichen Hochwasser im September 2024 gezeigt, dass die Schäden in den bereits renaturierten Bereichen des Wienflusses nicht höher waren als in den nicht renaturierten Bereichen. Die größten Schäden entstanden an Orten ohne Renaturierung.

Renaturierungen müssen grundsätzlich die immer häufiger auftretenden Hochwasserereignisse berücksichtigen. Zum Beispiel durch die Auswahl geeigneter Pflanzen. Die Gefahr, dass Verklausungen entstehen, besteht bei einem Hochwasser immer. Schließlich wachsen entlang des Wienflusses auch stromaufwärts unzählige Bäume. Durch eine fachgerechte Renaturierung kann diese Gefahr jedoch minimiert bzw. vollkommen beseitigt werden: Weiden etwa biegen sich im Falle eines Hochwassers und werden dadurch nicht gebrochen oder ausgerissen. Im renaturierten Bereich sollen keine größeren Bäume gepflanzt werden und auch keine Bauten errichtet werden. Bei der detaillierten Renaturierungsplanung werden auf jeden Fall Wasserbau-Expert:innen hinzugezogen.

Durch den Bau des großen Wientalkanals unterhalb des Wienflusses wird auch der Hochwasserschutz zusätzlich verbessert. Auch die Retentionsbecken werden adaptiert und verstärken Hochwasserschutz am Wienfluss.

Ja, eine fachgerechte Renaturierung hält auch Hochwässern stand. Wie das funktionieren kann, sieht man schon am bereits renaturierten Bereich in Hütteldorf: Dort gibt es etwa mit Draht gesicherte Substrat-Pölster. Einmal angewachsen, halten die Pflanzen erstaunlich viel aus. Spaziert man einige Tage nach einem üblichen Hochwasser am renaturierten Teil des Wienflusses entlang, merkt man von der vergangenen Überschwemmung oft gar nichts mehr.

Bei sehr großen Hochwasserereignissen müssten allerdings Schäden an der Renaturierung behoben werden. Allerdings würden diese weniger teuer ausfallen als die Schäden an der Bausubstanz (Sohle), wie es sie z. B. in großem Ausmaß im September 2024 gegeben hat. Letztlich muss vor der Umsetzung die Strömung modelliert werden. Je nach Abschnitt wird die Renaturierung daher auch anders ausfallen.

Die Grünen Wien haben immer die Wientalbegrünung und auch den durchgängigen Radweg unterstützt. Auf unsere Initiative geht auch der Radweg von Hütteldorf bis Hietzing zurück und in der Zeit der Regierungsbeteiligung wurde die Renaturierung beim Halterbach – soweit möglich – umgesetzt. Mit dem Ausbau des Wiental-Kanals bis 2028 wird sichergestellt, dass die Kanalabwasser nicht mehr in den Wienfluss gelangen – daher ist erst jetzt die Bahn frei für eine noch umfassendere Renaturierung.

Das Rendering zeigt nur realistische Renaturierungsmaßnahmen, die unter den gegebenen Umständen (“steinernes tiefes Wienflussbett”) auch tatsächlich möglich sind. Die Renderings, die vor über 20 Jahren von der MA 45 (Wiener Gewässer) angefertigt wurden, sahen sogar noch umfangreichere Renaturierungsmaßnahmen vor. Die vorgelegte Idee zur Wienfluss-Oase ist also nicht nur attraktiv und visionär – sondern auch realistisch und ganz konkret umsetzbar. Es braucht nur etwas Mut und Innovationsgeist!

Der Rad- und Fußweg wird nicht direkt im Flussbett angelegt, sondern daneben. Der Weg soll gemäß Machbarkeitsstudie auf etwa 2,5 Meter über der Flusssohle gebaut werden. Die Höhe kann überschwemmt werden, allerdings hat der Wienfluss seit 1976 (soweit gehen die öffentlich verfügbaren Daten zurück) erst zwei Mal diesen Pegelstand erreicht.

Bei Hochwasser wird schon jetzt der bestehende Fuß- und Radweg gesperrt. Die riesigen Auffangbecken in Auhof verzögern die Hochwasserereignisse, d. h. auch bei plötzlichen Starkregenereignissen bleibt genügend Zeit, um die Wege neben dem Wienfluss zu verlassen.

An dieser Stelle müssen die Schwellen beseitigt werden, damit für Fische wieder der Aufstieg vom Donaukanal ermöglicht wird. In diesem Abschnitt wird aber in naher Zukunft (ohne alles aufzubrechen) keine Begrünung möglich sein. Wie die Maßnahmen in den eingewölbten Bereichen aussehen, muss bei der Detailplanung festgelegt werden.

Da es von der Stadt Wien keinerlei Planungsaktivitäten zur Schaffung der Grünen Oase Wienfluss gibt, ist von uns nur eine grobe Kostenschätzung möglich. Diese hat ergeben, dass die Investitionssumme in etwa gleich hoch wäre wie für den Wiental-Kanal, der derzeit gebaut wird. Das wären 250 Mio. Euro.

Der wird hoffentlich umgesetzt. Wir werden jedenfalls Druck machen, dass die Stadt Wien die Renaturierung des Wienflusses umsetzt und einen hoch qualitativen Erholungsraum für die Wiener:innen schafft. Für das Jahr 2026 sind die nächsten 1,1 Kilometer Renaturierung geplant, der große Wurf fehlt allerdings noch.

Das Stück Wandbegrünung begrüßen wir natürlich. Wir haben die Begrünung auch hier jahrelang gefordert und vorangetrieben. Damit ist es aber nicht getan. Sie sollte nur ein kleiner „Vorgeschmack“ auf eine umfangreiche Renaturierung sein, damit der Wienfluss zu einem großzügigen Naherholungsgebiet wird und seine natürlichen, ursprünglichen Funktionen wieder zurückbekommt.

Bei der Renaturierung eines Bachs in der Stadt wird der Bach und sein Umfeld möglichst naturnah umgestaltet: Künstliche Begradigungen, Einengungen oder harte Uferbefestigungen werden entfernt. Stattdessen wird versucht, natürliche Strukturen wie Mäander (Flussschlingen), abwechslungsreiche Uferzonen und Lebensräume für Tiere und Pflanzen zu schaffen.

Durch die Renaturierung wird die Biodiversität erhöht, d. h. es gibt Lebensraum für mehr Pflanzen- und Tierarten. Das Mikroklima und die Aufenthaltsqualität für Menschen werden verbessert. Hochwassergefahren werden reduziert, da der Bach mehr Platz für die Wasseraufnahme bekommt.

Der Wienfluss ist ab Auhof hart verbaut, eine Renaturierung wäre ganz wichtig. Allerdings ist der Wienfluss ein Bach mitten in der dichtverbauten Stadt. Das heißt, am Wienfluss wird Renaturierung nicht in einem derart hohen Maß möglich sein wie zum Beispiel an der March oder an der Liesing.

Wir fordern eine Renaturierung von der Stadtgrenze im Bereich von Auhof bis zur Mündung des Wienflusses in den Donaukanal. Inwieweit die Renaturierung im eingewölbten Bereich zwischen Rüdigerhof und Stadtpark möglich ist, muss in der Detailplanung geklärt werden. Auf jeden Fall müssen Barrieren im Flusslauf, die die Wanderung von Fischen und anderen Wasserlebewesen behindern, beseitigt werden. Stattdessen soll das Flussbett so strukturieren werden, dass Bereiche mit unterschiedlichen Fließgeschwindigkeiten entstehen.

Der Wienfluss wird der ideale Ort zum Erholen, Spielen und Planschen mitten in der Stadt. Die Renaturierung verbessert auch das Stadtklima, da die Begrünung eine Kaltluftschneise stärkt, die spürbare Abkühlung in den heißen Sommermonaten bringt. Die Luft wird besser, es gibt weniger Lärm, und du hast auch verbesserte Möglichkeiten zum Spazierengehen und Verweilen entlang des Wienflusses.

Pflanzen, die zur Renaturierung von Flussläufen eingesetzt werden, müssen mit schwankenden Wasserständen zurechtkommen. Sie müssen gut verwurzelt und auch gut biegsam sein. So können sie bei starken Strömungen weniger leicht ausgerissen bzw. gebrochen werden. Das verringert die Gefahr von Verklausungen. Zu diesen Pflanzen zählen unter anderen Weidenarten, Schilfrohr, Eschen- und Erlenarten.

Die Entwicklung der bereits renaturierten Gebiete entlang des Wienflusses ist ein voller Erfolg: Acht Fischarten wurden gefunden, darunter die Bachforelle, Koppen und Erlitzen. Darüber hinaus haben sich über 60 Arten wirbellose Tiere – unter anderem seltene Libellenarten, Schnecken und Krebse – angesiedelt. Es ist damit zu rechnen, dass ein längerer renaturierter Flusslauf, insbesondere mit einer durchgängigen Verbindung zur Donau, noch mehr Arten anziehen würde.