111 Jahre Frauentag
Judith Pühringer, Viktoria Spielmann–
Der Internationale Frauentag hat an Aktualität nicht verloren: Nach wie vor gibt es keine echte Gleichstellung und viele der Forderungen, die vor 111 Jahren zum ersten Frauentag aufgestellt wurden, sind nach wie vor aktuell.
was wien für die frauen jetzt tun muss
Wir feiern 111 Jahre internationaler Frauentag und kämpfen weiterhin für echte Gleichstellung. Maßnahmen, um diesem Ziel näher zu kommen, müssen auf allen gesellschaftlichen Ebenen voran getrieben werden. Daher listen wir hier vier Maßnahmen auf, die Wien sofort umsetzen kann, um der Gleichstellung aller Geschlechter einen Schritt näher zu kommen.
1. Kinderbetreuung
ausbauen
Die Stadt Wien muss ihren Beitrag leisten und den flächendeckenden Ausbau der elementarpädagogischen Kinderbetreuung umsetzen. Besonders die Betreuung 0-3 jähriger Kinder.
Das ist ein essentieller Beitrag, der Frauen die Rückkehr in die Erwerbsarbeit ermöglicht und in Folge den Gender Pay Gap weiter schließt.
2. Care-Arbeit fair verteilen
Die Pandemie hat Frauen besonders hart getroffen: Frauen haben öfter ihre Arbeit verloren und waren öfter in Kurzarbeit, als Männer. Und durch die Mehrarbeit des „Homeschooling“ haben Frauen öfter ihre Erwerbsarbeitszeit unbezahlt verkürzt. Frauen leisteten im Lockdown im Schnitt 12,5 Stunden pro Woche mehr Care-Arbeit als Männer.
3. Die 35-Stunden-woche einführen
Wenn die Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich auf 35 Stunden innerhalb der Stadt Wien und ihrer Unternehmungen verkürzt wird, profitieren Frauen ganz besonders, weil sie überdurchschnittlich viel Teilzeit arbeiten.
92 Prozent der Teilzeitbeschäftigten der Stadt Wien sind Frauen – nur drei Prozent der Männer arbeiten in Teilzeit.
Eine Arbeitszeitverkürzung bedeutet für viele weibliche Beschäftigte eine de facto Lohnerhöhung, da sie in Folge entweder als Vollzeitarbeitende eingestuft werden oder sich die Lücke zur Vollzeitarbeit verringert. Das stellt auch eine wichtige Absicherung gegen Altersarmut dar.
4. gewaltschutz
ausbauen
Auch der Gewaltschutz muss ausgebaut werden. Denn in Wien gab es im Jahr 2021 fast eine Verdoppelung der Betretungsverbote. Das ist ein klares Indiz dafür, dass die Männergewalt gegen Frauen zunimmt bzw. konstant hoch bleibt.
Die erschreckend hohe Anzahl an Frauenmorden (Femiziden) erfordert konsequentes Handeln. Denn zehn von elf Mordopfern sind weiblich.
Wien muss die Istanbul-Konvention endlich auf Wiener Ebene umsetzen. Dazu muss auch das Potential der Zivilgesellschaft ausgeschöpft und gefördert werden. Ein hervorragendes Beispiel ist das Projekt “Stadtteil ohne Partnergewalt”. Es ist höchste Zeit, dass die Stadt Wien dieses Projekt ausreichend und flächendeckend subventioniert.