Der Energiespar-Plan für die Stadt Wien
Energie sparen ist ein Weg von vielen, um aus der Energiekrise zu kommen. Doch was macht die Stadt Wien, um weniger Energie zu verbrauchen? Zu wenig, sagen wir. Lies hier, wie die Stadt schnell Energie einsparen kann.
Energiekrise und explodierende Preise für Strom und Gas zeigen eindringlich, wie wichtig nachhaltige Energieproduktion und Unabhängigkeit von Öl und Gas sind. Klimaministerin Leonore Gewessler arbeitet auf Hochdruck am Ausstieg aus fossilen Brennstoffen.
Doch schon jetzt können Städte und Kommunen auf vielen Ebenen dazu beitragen, dass erst gar nicht so viel Energie verbraucht wird. Gas ist ein knappes Gut – dieses brauchen wir sowohl zum Heizen als auch für Stromerzeugung. Wenn wir genügend Energie sparen, dann muss weniger auf teures Gas aus Russland zurückgegriffen werden, dadurch könnte der Preis wieder schneller sinken.
Wir Grüne präsentieren einen Stufenplan, mit dem Wien schnell Energie in allen Bereichen einsparen kann:
Stufe 1 – Energiesparen, solange noch Ökostrom vorhanden ist
Diese Stufe umfasst alle Energiesparmaßnahmen, die getroffen werden, so lange genug Strom aus erneuerbaren Quellen kommt.
1. Heizung optimieren – Ausbildung rasch fördern
Damit Privathaushalte ihre Heizungen einfach für den Winter optimal einstellen können, muss die
Stadt Wien ausreichend Energieberater speziell für die Durchführung des sogenannten “hydraulischen Abgleichs” ausbilden. Diese können dann Privathaushalten mit Rat und Tat zur Seite stehen. Eine solche Ausbildung kann zB ein 1-2-Tages-Kurs sein daher auch rasch abgeschlossen werden. Haushalte können sich mit dem hydraulischen Abgleich sehr viel Geld sparen und damit klimafreundlicher heizen. Die Stadt Wien soll das unterstützen.
2. Zügige Kommunikation von verständlichen Informationen zum Heizen
Nachhaltige Verhaltensveränderungen setzen Verständnis voraus, daher muss die Stadt Wien gut aufbereitete, mehrsprachige Informationen zum Energiesparen durch Lüften, Absenken der Raumtemperatur oder Wassersparen bereitstellen. Bürger:innen sollen direkt angesprochen werden und zum Mitmachen animiert werden, zB durch Energiespar-Wettbewerbe oder Video Tutorials. Die Kampagne muss prominent, niederschwellig, aktivierend und aufsuchend sein.
3. Decken statt Heizschwammerln in Winter-Schanigärten
Heizschwammerln und damit das Beheizen von Freiluft hat in Zeiten der Energieknappheit und explodierender Energiepreise einfach keinen Platz mehr. Solange die Energiekrise dauert, darf die Stadt Wien keine Genehmigungen mehr für Außenheizungen in Schanigärten genehmigen. Decken und Heißgetränke schaffen Abhilfe für Menschen, die auch im Winter gerne draußen sitzen möchten.
4. Schüler:innen suchen Energiesparmöglichkeiten
Das Deutsche Umweltbundesamt empfiehlt die Durchführung von 50/50 Projekten in Schulen und weiterführenden Bildungseinrichtungen. Dabei suchen Schüler:innen nach Energieeinspar-
möglichkeiten und erhalten zur Belohnung die Hälfte der Kosteneinsparung für Schulprojekte. Dadurch wird auch ein starker Multiplikatoreffekt bis in die Haushalte genutzt. Ein solches Modell schlagen wir für Wiener Schulen vor.
5. Drei Monate gratis Öffis
Durch eine 3-Monats Gratis-Karte für alle Öffis in Wien können die gestiegenen Mobilitätskosten abgefangen werden. Zusätzlich wird ein Anreiz gesetzt, um auf Öffis umzusteigen und damit den
Energieeinsatz im Verkehr zu vermindern. Dieser Vorschlag kostet ca. 100 Mio Euro und entlastet 820.000 Jahreskartenbesitzer:innen. So funktionierts: Für neue Kund:innen und für bestehende, die
monatlich zahlen, sollen die Zahlungen drei Monate ausgesetzt werden. Für Jahreszahler:innen wird die Karte drei Monate verlängert.
6. Reduktion der Dienstfahrten durch Homeoffice & Öffis
Dienstfahrten von Bediensteten der Stadt Wien sollen, wenn möglich, mit Öffis oder dem Fahrrad zurückgelegt werden. Auch Dienstreisen sollen umweltfreundlich mit dem Zug zurückgelegt oder durch Video-Konferenzen ersetzt werden. Wo es möglich ist, wird vermehrt das Homeoffice genutzt, um Arbeitswege einzusparen (besonders bei mulitlokalem Arbeiten) – selbstverständlich in gegenseitigem Einverständnis zwischen Arbeitgeber:in und Arbeitnehmer:in.
7. Express-Busse und Öffnung neuer Bussspuren
Es muss alles getan werden, um die Menschen dazu zu bewegen, vom Auto auf Öffis umzusteigen.
Eine neue Möglichkeit wären Expressbusse als Sofortmaßnahme auf jenen Strecken, auf denen neue Straßenbahnen geplant, aber noch nicht fertiggestellt sind, wie zB die geplante Straßenbahnlinien nach Schwechat oder nach Groß Enzersdorf. Damit wird das Pendeln aus den Randbezirken erleichtert und es spart den Pendler:innen viel Geld und Zeit.
Stufe 2 – Energiesparen, wenn auf Gas für die Stromerzeugung zugegriffen
werden muss
Diese Stufe umfasst alle Energiesparmaßnahmen, die getroffen werden, wenn Gas zur Stromproduktion herangezogen wird.
1. Raumtemperatur in öffentlichen Gebäuden senken
Die Stadt Wien soll mit gutem Beispiel voran gehen und die Temperatur in allen öffentlichen Gebäuden um 2°C senken. Wo diese Temperatursenkung nicht möglich ist, soll wenigstens die Einstellung der Heizungsregelung überprüft und gegebenenfalls angepasst werden. Für Bereiche, die nicht dem ständigen Aufenthalt dienen (zB Gänge, Technikflächten) kann noch mehr eingespart werden. Dabei ist darauf zu achten, dass bauphysikalische Schäden oder Frostschäden vermieden werden. Im Sommer soll eine Klimaanlage nur bei absoluter Notwendigkeit eingesetzt werden.
Durch eine Senkung der Raumtemperatur um 1°C werden 15 TWh Erdgas eingespart. Laut E-Control werden durch eine Senkung der Raumtemperatur um 1°C 5-6% der Energie eingespart.
2. AUSSENBeleuchtung öffentlicher Gebäude und Sehenswürdigkeiten abschalten
Sobald die Wien Energie auf Gas für die Stromproduktion zurückgreift, sollen öffentliche Gebäude und Sehenswürdigkeiten außen nicht mehr beleuchtet werden. Dadurch wird nicht nur Gas eingespart, sondern auch eine Signalwirkung für die Wiener Bevölkerung erzielt, um zu zeigen, wann es am wichtigsten ist auf das eigene Verhalten zu achten.
Wir empfehlen auch Unternehmer:innen, Schaufenster nicht mehr die ganze Nacht zu beleuchten. So brennt etwa seit Kurzem Woche die Außenbeleuchtung der Supermarktkette Spar nur noch 30
Minuten vor und nach der Öffnungszeit.
3. Warmbadetage in Wiener Bädern aussetzen
An sogenannten “Warmbadetagen” wird üblicherweise ab Oktober in einigen Wiener Bädern an den Sonntagen die Wassertemperatur auf 31 Grad angehoben. In Zeiten der Energieknappheit sollen diese Warmbadetage ausgesetzt werden. Schon jetzt heizen die Wiener Freibäder ihre Becken nur mehr auf maximal 24 Grad auf.
„Energie sparen ist ein Weg von vielen, um aus der Energiekrise zu kommen. Gemeinsam mit dem Ausstieg aus Öl und Gas und dem Ausbau von erneuerbarer Energie schaffen wir die Energiewende.“
Peter Kraus