Kilian Stark

Landtagsabgeordneter
Sprecher für Mobilität und Planung

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„Niemand soll in Zukunft noch ein eigenes Auto haben müssen. Die Straßen sollen sicher, kühl und grün genug sein, dass sich alle dort wohlfühlen können.“

Kilian auf Social Media

meine VISION:
Umweltfreundlicher Verkehr

Die größten herausforderungen im MOBILITÄTSBEREICH?

Du bist als begeisterter Radfahrer fast überall mit deinem Elektro-Lastenrad unterwegs. Was muss sich in der Verkehrspolitik in Wien alles ändern? 
Die Frage würde wohl den Rahmen dieses Interviews sprengen, da Mobilität u.a. das größte klimapolitische Sorgenkind Wiens ist. 42% der Wiener CO2-Emissionen kommen aus dem Verkehr und sie wachsen immer noch. Der gestiegene CO2-Ausstoß aus dem Verkehr macht die Fortschritte in allen anderen Sektoren zunichte.

Wir müssen das System vom Kopf auf die Beine stellen. Bis heute war der Autoverkehr die Heilige Kuh. Alles wurde primär für das Auto rasch erreichbar gemacht. Öffis, Radfahren, Gehen kam danach. Straßen wurden von innen nach außen geplant: zuerst Fahrspuren, Abbiegespuren, Parkplätze, die Restflächen blieben für Bäume, Menschen und umweltfreundlichen Verkehr. Das muss sich radikal ändern. Zusätzlich zum Klimaschutz stellt uns das private KFZ in der Stadt vor eine Platzproblematik. Platz den wir nicht nur für andere Mobilität, sondern auch zur Anpassung an das heißer werdende Klima in der Stadt benötigen. Mein Ziel: Niemand soll in Zukunft noch ein eigenes Auto haben müssen, die Straßen sollen sicher und kühl (grün) genug sein, sodass sich alle dort wohlfühlen können. 

­­­Das Verhindern von Lobautunnel und weiteren Autobahnen steht bei dir ganz oben auf der Agenda. Bringen wir die SPÖ noch dazu, sich von der Betonierzeit zu verabschieden?
Ich fürchte, auf einen Wertewandel in der SPÖ können wir nicht mehr warten. Wir sind mitten in der Klimakrise, bis 2040 soll Wien CO2-neutral sein, bis 2030 sollen die Emissionen aus dem Verkehr um 50% reduziert sein. Daher setze ich nicht darauf, die SPÖ zu überzeugen, sondern die Menschen und Initiativen, die sich die Zukunft ohne Autobahnen vorstellen können, zu stärken. Wir müssen der Mehrheit der Menschen die konsequenten Klimaschutz will, Gehör verschaffen, sodass die SPÖ – wie bei Zwentendorf und Hainburg – zähneknirschend einlenkt. 

Wie bekommen wir in Wien den Autoverkehr auf unter 15 % aller zurückgelegten Wege?
In dem wir den Wiener:innen Lust auf eine schönere Stadt machen. Und, in dem wir den Menschen reinen Wein einschenken: So wie mehr Platz für Autos mehr Verkehr bringt, so reduziert weniger Platz für Autos diesen Verkehr. Das heißt wir müssen 1. die Alternativen viel stärker Fördern. Wege von der Wohnung zum Geschäft, der Schule, Arzt, Freizeit, … müssen für alle von Kindheitstagen bis ins hohe Alter sicher, bequem und schnell mit dem Rad, zu Fuß oder den Öffis erreichbar sein. Für übrige, nötige Autofahrten brauchen wir Sharingangebote. 2. Stärkung der Nahversorgung, damit die Wege der Menschen kürzer werden (Stichwort 15-Minuten-Stadt). 3. Platz umverteilen, den uferlosen Kfz-Verkehr in die Schranken weisen. Durch von außen nach innen steigende Parkgebühren, Citymaut, Umgestaltung von Fahr- und Parkspuren usw.. 

mein antrieb, politiker zu werden

Du warst Skilehrer, Erwachsenentrainer, Bezirksrat, dann Referent in der Rot-Grünen Stadtregierung und jetzt Abgeordneter. Was wolltest du als Kind werden?
Lange Zeit wollte ich als Kind Erfinder oder „Umweltpolizist“ werden. Umweltverschmutzung hat mich damals sehr beschäftigt. „Das ist eine wunderschöne Wiese“ von Wolf Harranth war ein prägendes Buch meiner Kindheit. 

Warum bist du Politiker geworden?
Weil ich gesehen habe dass so vieles falsch läuft. Mein Hauptantrieb ist die Gerechtigkeit, v.a. Klima- und Generationengerechtigkeit. Seit der Geburt meiner Kinder steht das noch viel stärker im Vordergrund. Es war nie mein Ziel, Politiker zu werden, sondern etwas zu verändern. Ich denke generell, dass wir in der Politik nicht Menschen brauchen, die etwas werden wollen, sondern Menschen, die etwas tun wollen. Konkret will ich Wien so umbauen, dass wir die Zukunft gut und lebenswert meistern können. Das ikonische Plakat aus den 80er „Wir haben die Welt von unseren Kindern nur geborgt“ fasst es gut zusammen.

Ist es manchmal auch frustrierend?
Ja, insbesondere in der aktuellen Regierungskonstellation in Wien. In den knapp 1,5 Jahren meiner Tätigkeit im Grünen Regierungsressort habe ich gesehen, was alles möglich ist, bzw. welchen Unterschied es macht, ob eine grüne oder rote Stadträtin die Entscheidungen trifft. Mancher Spielraum ist erstaunlich klein, bei manchen Themen geht aber unglaublich viel. Und viele kleine Entscheidungen in die richtige Richtung machen dann insgesamt auch einen großen Unterschied. Zu sehen, welche Chance Wien derzeit der Reihe nach verpasst ist extrem enttäuschend. Das ist verlorene Zeit im Rennen gegen die Klimakrise, die wir nicht wieder gut machen können. Alles, was du in der Opposition machen kannst, ist darauf hinzuweisen, zu kritisieren und Widerstand zu leisten. Das verhindert immer wieder das Schlimmste. Ansonsten sind wir auf der Ersatzbank.

Warum macht es Spaß, Politiker zu sein?
Weil man so viele tolle, spannende, engagierte Menschen trifft. Weil man – oft – seine eigenen Schwerpunkte setzen und gestalten kann. Weil ich mein Hobby zum Beruf machen konnte. Weil ich weiß, dass sich viele darauf verlassen, dass ich mein Bestes gebe um Wien nachhaltiger zu machen. Das ist eine große Ehre, ein Privileg und auch Verantwortung. 

DIE Zukunft aus
meiner perspektive

DIE GRossen und kleinen ungelösten Probleme
unserer Zeit?

Groß: dass die Abwendung der drohenden Klimakatastrophe noch immer nicht die höchste Priorität in unseren Gesellschaften hat.

Klein: Bettelampeln (Druckknopf-Ampeln) für Rad- und Fußverkehr. 

GROSSARTIGE DINGE AUS
ANDEREN METROPOLEN?

Was sind die großartigsten Dinge, die wir aus New York, London, Paris, Barcelona, Belgrad, Berlin oder aus einer anderen Metropole dringend nach Wien bringen müssen?

Barcelona: Superblocks
Paris: die Entschlossenheit bei der Verkehrswende
Aus den USA: geschützte Radstreifen (Protected Bikelane)
Aus Zürich: Grüne Welle für den Öffentlichen Verkehr
Aus Helsinki: Tempo 30
Aus Amsterdam: das Parkplatzmanagement
die autofreie City aus Lubljana
Protected Intersection aus Utrecht …
Wien war mal Avantgarde, inzwischen müssen wir uns anstrengen, nicht den Anschluss zu verlieren.

WIE SIEHT das Wien
deiner Träume AUS?

Nirgendwo in Wiens Straßen ist man weit von einem kühlenden Baumschatten entfernt. Der Großteil unserer Straßen ist nicht mehr asphaltierter Verkehrsraum sondern entsiegelter Aufenthaltsraum für Menschen. Jeder hat 10 gute Bekannte im Grätzel.

 

ich privat

Welche Hobbies hast du?
Mit drei kleinen Kindern und einem fordernden Aufgabenbereich „Mobilität und Planung“ bleibt mir derzeit wenig Zeit. Ich bin gerne in den Bergen unterwegs, egal ob auf Skiern oder mit Wanderschuhen. Sonst: Lesen, Kochen, guter Wein und Essen, Klettern, Radfahren und seit dem ersten Lockdown auch Yoga.  

Deine Lieblingsbuchhandlung? Dein Lieblingsgeschäft? Dein Lieblingslokal?
Chicklit, da entdecke ich immer Unerwartetes – Espresso Kultur, mein Kaffeeexperte in Hütteldorf – da ist die Auswahl in Wien gar nicht so leicht, Vietthao, da gehe ich gerne mit meiner Frau essen.

Wer ist dein Vorbild?
Ich habe kein konkretes Vorbild, dem ich in allem nachstrebe. Jeder Mensch hat Stärken und Schwächen und nicht alles, was glänzt, ist Gold. Mir imponieren einzelne Eigenschaften oder Fähigkeiten, die ich in der einen oder anderen Form zu erreichen suche, bei den unterschiedlichsten Personen. Besonders beeindruckt mich die Inspirationsfähigkeit vieler meiner Kolleg:innen.

Worüber kannst du lachen?
Über Vieles in der Familie, mich selbst, schwarzen Humor. Ich mag intelligentes Kabarett. 

Kilian Stark bei iner Pressekonferenz vor dem Wiener Rathaus

Kilian Stark

Geboren 1986 in Wien

Sprecher für Mobilität und Planung
Studium der Lebensmittel- und Biotechnologie
Trainer in der Erwachsenenbildung​
3 Kinder
passionierter Lastenradfahrer

2015- 2020 Bezirksrat in Penzing
2019 – 2020 Referent in der Wiener Stadtregierung

Pressefoto Kilian Stark