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Nr 8

DESERTEURSDENKMAL
AM BALLHAUSPLATZ

Das Deserteuersdenkmal am Ballhausplatz wurde im Oktober 2014 eingeweiht.

Die nationalsozialistische Militärjustiz verhängte während des Zweiten Weltkrieges mehr als 30.000 Todesurteile: gegen Soldaten, Kriegsgefangene und ZivilistInnen, insbesondere aus den von der Wehrmacht besetzten Gebieten in ganz Europa. Die meisten Todesurteile ergingen gegen Deserteure und »Wehrkraftzersetzer«. Viele tausend weitere Soldaten starben nach kriegsgerichtlichen Urteilen in sogenannten Bewährungseinheiten an der Front.

HELDENHAFTE Pflichterfüllung VerSus Wehrkraftzersetzung

Nach Kriegsende begegnete die österreichische Gesellschaft den Überlebenden dieser Verfolgung mit Ablehnung und Feindschaft. Zwar hielt sich in Österreich lange der Mythos, durch den Einmarsch deutscher Truppen im Jahre 1938 sei Österreich das »erste Opfer« deutscher Kriegspolitik geworden. Dennoch galt der Dienst österreichischer Soldaten in der »Großdeutschen« Wehrmacht als Pflichterfüllung oder gar als heldenhaft.

Erst nach der Waldheim-Affäre in den 80ern („Habe nur meine Pflicht getan“) und Bundeskanzler Vranitzkys Erklärung zu Österreichs Mitverantwortung für die Nazi-Verbrechen (1991) setzte in Österreich spät aber doch ein gesellschaftlicher und politischer Wandel ein, in dessen Folge Deserteure, “Wehrkraftzersetzer”, sog. „Kriegsverräter“ und ihre Unterstützer:innen endlich gesellschaftlich und juristisch rehabilitiert wurden.

Angeregt durch historische Forschungen, setzte sich erst ab der Jahrtausendwende langsam die Erkenntnis durch, dass sich die nationalsozialistische Militärjustiz bedingungslos in den Dienst eines verbrecherischen Krieges gestellt hatte. Im Jahre 2009 rehabilitierte der Nationalrat mit den Stimmen von SPÖ, ÖVP und Grünen die Opfer der Verfolgung durch die Wehrmachtsgerichte und erkannte insbesondere Desertion »als bewusste Nichtteilname am Krieg an der Seite des nationalsozialistischen Unrechtsregimes« als Akt des Widerstands an.

Die Errichtung des „Denkmals für die Verfolgten der NS-Militärjustiz“, kurz des Deserteursdenkmals am Ballhausplatz, bildete den Höhepunkt dieses gesellschaftlichen und politischen Meinungswandels.

Richard Wadany, einst geächteter Wehrmachtsdeserteur, sowie David Ellensohn, Klubobmann der Grünen Wien, trieben die Errichtung des Denkmals maßgeblich voran. Im Oktober 2014 wurde das Deserteursdenkmal am Ballhausplatz im Beisein von Bundespräsident Heinz Fischer sowie zahlreicher Gäste feierlich eingeweiht.

https://deserteursdenkmal.at/