David Ellensohn

Landtagsabgeordneter
Klubobmann
Sprecher für Kontrolle und Korruptionsbekämpfung

David auf Social Media

„In der Opposition ist der Hauptjob, der Stadtregierung auf die Finger zu schauen,
damit der rote Filz nicht noch stärker wird.“

politik 24/7

Die größten herausforderungen

Du bist Klubobmann der Wiener Grünen. Was machst du so den ganzen Tag?
Ich mache zuerst Frühstück für meine drei Teenager und dann 24/7 Politik. Als Regierung war der Hauptjob, mit allen anderen Grünen neue Projekte entwickeln wie z.B. das 365-Euro-Öffi-Ticket, die Mahü neu oder die höchste Kindermindestsicherung Österreichs – und dann der SPÖ all das abverhandeln. Die waren ja fast gegen alles, was wir vorgeschlagen haben.

In der Opposition ist der Hauptjob, der Stadtregierung auf die Finger zu schauen, damit der rote Filz nicht noch stärker wird, die Klima-Bewegung in der Auseinandersetzung gegen die SPÖ zu unterstützen und vor allem schlaue Projekte für die Stadt zu entwickeln, die nach den Jahren des Ludwig-Stillstands umgesetzt werden können.

Dein politisches Herzenanliegen ist?

Wien zum internationalen Vorbild bei Klimagerechtigkeit, sozialer Gerechtigkeit und demokratischem Zusammenleben zu machen. Die reichen Zentren dieser Welt haben die Verpflichtung zu zeigen, wie ein gutes Leben für alle möglich ist, ohne dabei den Planeten zu zerstören. Nur dann werden uns viele folgen. Wenn reiche Städte eine Autobahn nach der anderen in die Natur asphaltieren, was glauben wir, welche Vorbildwirkung das hat? Sollen die ärmeren Länder den Planeten retten, während in Wien der Bürgermeister feiert und nicht merkt, dass seine Titanic auf den Klima-Eisberg aufläuft?

Was sind dabei die größten und wichtigsten Herausforderungen?
Erst, wenn ein Problem von fast allen als solches anerkannt ist, kommst du in die Lösungsphase. Der Klimawandel findet statt und ist eine Bedrohung für uns alle, bis auf ein paar Aluhüte haben das alle geschnallt. Jetzt kommt Stufe zwei, Aktion. Da fehlt noch viel. Bla-bla-bla nennt Greta Thunberg das, was die Retro-Parteien von sich geben. Wien hat sich vorgenommen, 2040 CO2-neutral zu sein und auf dem Weg dahin vor allem beim Verkehr lenkend einzugreifen. 2030, in nur 6 Jahren, sollen in Wien knapp die Hälfte der Kilometer mit dem Auto gefahren werden wie heute. Sagt die Wiener Stadtregierung. Aber wenn ich in 6 Jahren nur halb so viele Kilometer fahre, warum baut der Beton-Bürgermeister jetzt Autobahnen? Die größte Herausforderung in Österreich sind die Klimaheuchler in den anderen Parteien.

MEIN ANTRIEB, POLITIKER ZU WERDEN

Warum bist du Politiker geworden?
Hab als Kind nicht verstanden, warum die einen nicht mal genug zum Überleben haben und die anderen kaum wissen, wohin mit dem Geld. Und als Erwachsener verstehe ich noch weniger wie locker Armut von vielen sogar in einem reichen Land hingenommen wird. Und ich war in Hainburg schon live dabei. Heute geht es um nichts weniger als die Rettung des Planeten.

Ist es manchmal auch frustrierend?
Du darfst dir nie das Engagement nehmen lassen, nur weil Betonköpfe glauben, heute Retro-Politik machen zu müssen. Statt Frustration ist Ärger angesagt und der ist in Energie umzusetzen: Wir haben Glück gehabt, wir dürfen in einer der reichsten Städte der Welt leben, machen wir was draus und zeigen wir wie Soziale Gerechtigkeit und Klimagerechtigkeit zusammen funktionieren können. Die Betonköpfe bei SPÖ und ÖVP – die demokratiepolitisch bedenkliche FPÖ ist für sowieso nichts zu gebrauchen – können die Blumen abschneiden, aber den Frühling können sie nicht aufhalten.

Hast du ein Auto?
Das wäre nicht schlau, hab nie den Führerschein gemacht. Und ich wohne am Stadtrand. Ja, das geht auch ohne Dienst/auto.

Warum macht es Spaß, Politiker zu sein?
Ich hab ja erst mit Ende 30 mit der Berufspolitik angefangen. Das war wohl überlegt. Wenn die eigene Arbeit Spaß macht, ist das natürlich super. Aber in erster Linie geht es um etwas sehr ernstes: Politik bestimmt, ob eine Bim fährt oder ob eine Autobahn gebaut wird. Politik bestimmt, ob Kinder aus allen ökonomischen Schichten Chancen auf gute Bildung haben. Politik bestimmt, ob es mehr oder weniger Armut gibt. Ich durfte in Wien zum Beispiel die höchste Kindermindestsicherung Österreichs verhandeln. Die gibt es jetzt seit 11 Jahren und das sind immerhin über 20 Millionen Euro pro Jahr für die ärmsten Haushalte in Wien.

In der Politik muss man Kompromisse schließen, fällt dir das schwer?
Wie heisst das nochmal, wenn einer alleine alles beschließen darf, und alle anderen nix zu sagen haben? Jedenfalls nicht Demokratie. Wer keine Kompromisse eingehen kann, ist für ein demokratisches Zusammenleben noch nicht gerüstet.

Was wolltest du als Kind werden? 
Pilot, es gab irgendein Comic mit einem Piloten als Hauptfigur. War mit 13 Dioptrien allerdings schon früh aus dem Rennen.

MEIN ZIEL:
INSERATENKORRUPTION BEENDEN

Inseratenkorruption

Beruflich warst du lange Journalist. Kurz deine Einschätzung über den Zustand der heimischen Medienbranche und was sich politisch ändern muss.
Die Inseratenkorruption auf Bundesebene und der Inserate-Bürgermeister in Wien haben die Medienbranche in Verruf gebracht. Die Staatsanwaltschaft untersucht, ob Medienberichterstattung im Boulevard gekauft wurde. Das Problem dahinter: Ohne öffentliche Gelder ist eine breite Medienlandschaft in Österreich nicht möglich. Damit wir unabhängigen Journalismus in Österreich gewährleisten können, wird es eine Neu-Ordnung der Presseförderung geben müssen und den Ausstieg aus der Inseratenkorruption. Wien ist weltweit Inserate-Weltmeister, Städte wie London oder Berlin geben nicht mal 10 % so viel Geld für Inserate aus wie Wien.

GROSSARTIGE DINGE AUS
ANDEREN METROPOLEN?

Was sind die drei großartigsten Dinge, die wir aus New York, London, Paris, Barcelona, Belgrad, Berlin oder aus einer anderen Metropole dringend nach Wien bringen müssen?

  • Forest Green Rovers im Westen Englands, der erste von der UNO anerkannte CO2-neutrale Fußballverein der Welt, zeigt, wie man einen Sportverein im 21. Jahrhundert führt. Davon können alle was lernen in Wien.
  • Kopenhagen: Nur 29 % der Haushalte haben ein Auto, 2025 CO2-neutral, bis dahin baut der Wiener Bürgermeister Autobahnen, in Kopenhagen sind es Radwege.
  • Helsinki: Kinder-Armut ist in Wien 4-mal so hoch wie in der finnischen Hauptstadt. Chancengerechtigkeit für jedes Kind, in Helsinki sehr viel besser gelebt.

WIE SIEHT das Wien
deiner Träume AUS?

Heute kommt kein Mensch nach Wien um sich hier Klima-Projekte anzusehen. Man fährt nach Paris und nach Kopenhagen, wenn man neue Verkehrslösungen sucht. In 15 Jahren kommen Menschen aus der ganzen Welt nach Wien, um zu sehen, wie wir Kinderarmut ausradiert haben, wie Wien die Klima-Kurve gekratzt hat und als fünftgrößte Stadt der EU zum internationalen Vorbild in der sozialen Frage dieses Jahrhunderts, der Überwindung der Klima-Frage, geworden ist. 

ICH PRIVAT

Welche Hobbies hast du?
Leute, ich bin Klubobmann und habe drei Teenager zu Hause. Hobbies? Na gut, die Mama ist Engländerin, ich bin von klein auf Fan des Liverpool FC, und die Stadt ist auch wunderbar.

Wieviel Zeit am Tag verbringst du am Handy? Und welchen Stellenwert hat Social Media in der Kommunikation mit deinen Wähler:innen?
Genug, Kommunikation entwickelt sich. Rauchzeichen, Buchdruck, Telefon, Radio, TV und jetzt halt Social Media dazu. Das Gute an Social Media: Medienzugang für alle.

Wer ist dein Vorbild?
Alle, die sich jeden Tag bemühen, das Leben für andere besser zu machen. Ich hab keine Einzelperson, die ich kopieren möchte.

Worüber kannst du lachen?
Britischer Humor unschlagbar, Ricky Gervais war neulich in der Stadthalle, ein Gott, ok er ist Atheist, ein Genie.

Du hattest mal lange Haare. Warum jetzt nicht mehr?
Ich konnte mich ja fast schon auf die Haare drauf setzen, an meinem 30. Geburtstag habe ich mir den aktuellen Haarschnitt zugelegt. Damals noch in dunkel.

David Ellensohn

Geboren 1963 in London
aufgewachsen in vorarlberg

Klubobmann der Grünen Wien
ehem. Sport-Journalist
Studium an der WU Wien (Volkswirtschaft)

Pressefoto David Ellensohn

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