Barbara Huemer

Landtagsabgeordnete
Sprecherin für Gesundheit und Pflege

„Eine sozial gerechtere und faire Gesellschaft ist eine gesündere Gesellschaft.“

Barbara auf Social Media

Mein Spezialgebiet:
Gesundheitspolitik

Die größten Herausforderungen im Gesundheitsbereich?

Dein Fachgebiet ist Gesundheit.  Was sind da die größten Herausforderungen?

  • Der Fachkräftemangel in der Pflege: geringe Bezahlung, fehlende Anerkennung, kein Ausbildungsgeld, schlechte Arbeitsbedingungen. Der Wert der Pflege – gesellschaftlich und monetär – muss erhöht werden.
  • Unbezahlte Care Arbeit: Der Großteil der Pflegearbeit erfolgt unbezahlt von weiblichen pflegenden Angehörigen. Wir brauchen tragfähige neue Lösungen, die nicht länger auf Kosten von Frauen gehen.
  • Die Erhaltung unserer Gesundheit bzw. die Änderung unseres ungesunden Lebenswandels: Bewegungsmangel, Rauchen, schädlicher Alkoholkonsum, Fettleibigkeit, Stress sind ursächlich für chronische Erkrankungen, verkürzte Lebensdauer und verminderte Lebensqualität.
    Wir brauchen ein Umdenken in der Gesellschaft und bei den Krankenversicherungen, damit mehr Geld in Gesundheitsförderung und Prävention statt in die sehr teure „Reparatur”-Medizin fließt. Das ist wichtig, damit wir möglichst lange ein möglichst gesundes Leben führen können.
  • Gesundheitliche Chancengerechtigkeit: Gesundheit hängt stärk von sozialen Determinanten wie Bildung, Geschlecht, Alter, Migration, Einkommen ab. Eine sozial gerechtere und faire Gesellschaft ist eine gesündere Gesellschaft. Durch die bestehende Mehrklassenmedizin sind Personen mit privaten Zusatzversicherung oder durch die Zuzahlung zu Wahlärzt:innen heute meist im Vorteil. Das ist ungerecht und unsolidarisch. Beste gesundheitliche Versorgung muss für alle gleichermaßen zu jedem Zeitpunkt gewährleistet sein.
  • Gender-Medizin: Die bio-psycho-sozialen Unterschiede zwischen Frauen und Männern müssen in der Entstehung und Behandlung von Krankheiten stärker berücksichtig werden.
  • Kindergesundheit – Wir brauchen mehr Kassen-Kinderärzt:innen und Versorgungsplätze für psychisch und psychiatrisch kranke Kinder und Jugendliche. Kindergarten und Schule könnten Orte sein, wo Kinder Gesundheitskompetenz durch School-nurses und Psycholog:innen lernen.
  • Psychischen Gesundheit ist immer noch ein Tabuthema. Die Entstigmatisierung ist daher ebenso notwendig wie mehr Kassenplätze für Psychotherapie. Außerdem müsste endlich auch klinisch-psychologische Behandlungen als Kassenleistung anerkannt werden.

Die gesundheitlichen Folgen der Klimaerhitzung und Umweltverschmutzung müssen ernster genommen werden.

Der „innere Schweindehund” 😉 Es fällt uns oft schwer, unsere Komfortzone zu verlassen. Dabei wäre es oft sehr einfach. Gehen – zum Beispiel – kostet nichts, braucht keine extra Ausrüstung, ist ohne Rezept erhältlich und unglaublich gesund.

UND DIE GRÜNEN?

Was konkret machen dabei die Grünen?
Wir stellen den Gesundheitsminister. 🙂

Mit dem Pilotprojekt Community Nurses und der Ausbildungsförderung für Pflegeberufe werden wichtige Initiativen für einen attraktiven Pflegeberuf gesetzt. 

13 Millionen Euro zusätzlich für Kinder und Jugendliche mit psychischen Problemen. In Zeiten der Pandemie besonders wichtig. Vor allem junge Menschen aus ökonomisch benachteiligten Schichten profitieren von diesem neuen Gratis- Angebot.

Außerdem wurde die Zahl der Kassenplätze für Psychotherapie erheblich aufgestockt.

Innovativ ist auch die Verknüpfung von Klima mit Gesundheit. Es gibt neue Forschungs- und Fördermittel, um die Zusammenhänge besser zu verstehen und richtige Lösungen zu entwickeln.

UND DIE GLEICHBERECHTIGUNG?

Du führst jeden 8. März zum Frauentag eine sog. „She-Tour“ für Frauen auf den Göller, einen bekannten Skiberg. Wie weit sind wir noch von Gleichberechtigung entfernt, ganz generell?
So lange Patriarchat und Kapitalismus herrschen, werden wir uns jedenfalls weiter mit den Ungleichheiten der Geschlechterverhältnisse auseinander setzen. Demnach ist der Kampf um die faktische Gleichstellung noch lange nicht zu Ende. Ob bei Einkommen, Care Arbeit, gender Medizin, Gewalt, reproduktive Selbstbestimmung oder bei Führungspositionen,… es gibt in Sache Gleichstellung noch sehr, sehr viel zu tun. Trotz vieler Gleichstellungsfortschritte, das Erreichte ist nie fix. Stillstand bedeutet bei Gleichstellung Rückschritt.

MEIN ANTRIEB, POLITIKERIN ZU WERDEN

Du hast u.a. Soziologie, Frauenforschung, Philosophie und Politikwissenschaft studiert. Was wolltest du als Kind werden?
Meeresforscherin und Astronautin. Inspiriert haben mich dazu das Buch der Tauchpionierin Lotte Haas „Das Mädchen auf dem Meeresgrund“, das ich als Volksschülerin las und die Fernsehserie Raumschiff Enterprise.

Warum macht es Spaß, Politikerin zu sein?
Ich verbinde sehr viel Sinn mit meiner Arbeit. Etwas Gutes gemeinsam schaffen, konkret das Leben für Menschen verbessern, mit offenem Ohr und auf Augenhöhe sich mit Wienerinnen und Wienern aller sozialer Schichten und Berufe austauschen zu können, ist unglaublich anregend und bereichernd. Ich empfinde es als großes Glück, Politikerin für die Grüne Partei sein zu können.

Warum bist du Politikerin geworden?
Schon als Teenagerin hat mich die Ungleichbehandlung zwischen Frauen und Männern sehr aufgeregt. Meine ersten Jobs als atypisch Beschäftige zeigten mir, wie wichtig Arbeitnehmer:innenrechte sind.

In der Politik muss man Kompromisse schließen, fällt dir das schwer?
Gute Politik ist das Ringen nach einer gemeinsamen Lösung, mit der so viele wie möglich gut leben können. Wer ihr oder sein Ding alleine machen will, ist hier falsch.

Ist es manchmal auch frustrierend?
Wenn´s nicht so läuft, bin ich eher wütend. Machtverhältnisse zu ändern, ist zäh. Wenn mir manchmal der Geduldsfaden reißt, weil wir nach drei Jahrhunderten Frauenbewegungen immer noch die gleichen Fragen diskutieren, dann steckt in der Wut im Bauch auch die Kraft zum Weiterkämpfen.

DIE ZUKUNFT AUS
MEINER PERSPEKTIVE

DIE GRÖSSTEN und kleinsten ungelösten Probleme
unserer Zeit?

  • Klimaerhitzung, Umweltzerstörung, steigender Ressourcen- und Energieverbrauch / wachsende Weltbevölkerung
  • Armut und soziale Ungleichheit. Der Gap zwischen arm und reich wird immer größer
  • Die demografische Transformation – unsere Gesellschaft wird immer älter (Stichwort „Silver Surfer“) – stellt uns vor große Herausforderung, speziell im Bereich Gesundheit und Pflege.
  • Gewalt an Frauen und Kindern
  • Die ökonomische Verwertung unserer ganzen sozialen Existenz durch die Digitalisierung.
  • Wir können immer noch nicht Beamen.

GROSSARTIGE DINGE AUS
ANDEREN METROPOLEN?

Was sind für dich die großartigsten Dinge, die wir aus New York, London, Paris, Barcelona, Belgrad, Berlin oder aus einer anderen Metropole dringend nach Wien bringen müssen?

In der Gesundheit sind uns die Skandinavischen Länder in vielen Bereichen voraus. Aus Göteborg bringe ich Pilotprojekte für den 6-Stunden-Tag mit. Die Stadt testete u.a. in einem Altenheim die Arbeitszeitverkürzung mit großem Erfolg: Glücklichere und gesündere Mitarbeiter:innen, zufriedenere Bewohner:innen, weniger Krankenstände, mehr Jobs.

In Sachen Versorgung von Diabetespatient:innen ist Dänemark Top. So gibt es z.B. auch in Kopenhagen ein multiprofessionelles Diabeteszentrum mit One-Stop-Shop zur optimalen Prävention und Aufklärung der Bevölkerung.

Schweden ist das Land in der EU, in dem die Menschen die meisten gesunden Lebensjahre (73,8) erwarten können (Ö: 56,7) und das Land der Primärversorgungszentren.

Finnland punktet u.a. mit seinem digitalen Gesundheitssystem.

WIE SIEHT das Wien
deiner Träume AUS?

Wien ist 15-Minuten-Stadt, in der die Menschen gerne die meisten Wege im attraktiven öffentlichen Raum zu Fuß erledigen und vom nächsten Park mit schönen Bäumen und Wasser nur 250 Metern entfernt wohnen. Schulen sind Orte der Gesundheitsförderung und Prävention. In jedem Gräzel gibt es ein multiprofessionelles Kinderprimärversorgungszentrum und ein Primärversorgungszentrum, in dem auch  Psychotherapie für alle und Verhütungsmittel auf Krankenschein verschrieben werden.

ICH PRIVAT

Welche Hobbies hast du?
Ich liebe die Berge. Ich bin begeisterte Skitouren- und Berggeherin. Meine jüngsten Hobbys sind Studieren (Master of Public Health) und Stricken (danke, Corona) 

Deine Lieblingsbuchhandlung? Dein Lieblingsgeschäft? Dein Lieblingslokal?
Meine geistig, literarische Nachversorgerin ist die Buchhandlung Oechsli. Für Geschenke, Schmuck und Kleidung aus Frauenhand gehe ich gern in die Amani Galerie. Mein Kaffeeglück finde ich im el café.

Worüber kannst du lachen?
Über meine eigenen Hoppalas.

Hast du ein Vorbild?
Was heißt eins?! Ob Pippi Langstrumpf, Greta Thunberg, Adelheid Popp, Florence Nightingale, Johanna Dohnal, Kapitänin Carola Rackete, Malala Yousafzai oder die Ministerinnen Leonore Gewessler und Alma Zadić …great women everywhere.
Es gibt so viele großartige Frauen auf allen Gebieten. Mutige, kluge Weltveränderinnen, die für eine Sache aufstehen, die anderen Frauen ihre Stimme geben.

Barbara Huemer

Geboren 1971

Sprecherin für Gesundheit und Pflege
Alpinistin aus Leidenschaft

Pressefoto Barbara Huemer